Türklingeln sind eine echte Verlockung. Ganz besonders, wenn man selbst einen Haustürschlüssel in der Tasche hat. Dann hat man nämlich die Wahl. Und die Wahl zu haben, das macht das Klingeln nochmal so schön.

Eine Haustür einfach aufzuschließen, obwohl die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sich ein Mensch in der Wohnung befindet, das ist vollkommen unspektakulär und spaßbefreit.
Menschen werden übrigens richtig neugierig und manchmal geradezu willfährig, wenn man sie von draußen beklingelt. Klar kann man den oder die Menschen da drinnen dabei nicht sehen, wenn sie sich, dem Signal deiner Klingeltöne gehorchend, in Bewegung setzen. Aber allein die Vorstellung ist schon wunderbar.
Egal wer da in der Küche gerade seine persönliche Belastungs- und Konzentrationsfähigkeit mit gleichzeitigem Kochen und Telefonieren auslotet – sich im Bad einer Beinrasur widmet – oder auf der Toilette der Tageszeitung. Ein kurzes Klingelstakkato rückt dich, binnen Sekunden und ohne jede Anstrengung, in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Die ganze Drinnen-Welt dreht sich um dich. Der Drinnen-Mensch ist für einen kurzen Augenblick ganz deiner.
Du bewegst ihn.

Die Menschen teilen sich immer – in Beweger und Bewegte (und natürlich in Unbewegte, die sich noch entscheiden können, oder für die noch entschieden wird, zu welcher Gruppe sie gehören).

Mit der Kadenz lässig erzeugter Klingeltöne die Geschwindigkeit zu bestimmen, mit der sich andere den Hintern wischen, das hat schon was.
So funktioniert Macht.
Der Beweger steuert und kontrolliert die Situation.
Der Bewegte bewegt sich.
Und du stehst hier draußen an der Klingel.
Mit deinem Haustürschlüssel.
Du hast die Wahl – und die Macht.

rrrring – rrrring – rrrring – rrrring – dingeldong

 

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