Soviel ist sicher, mit einer eigenen Meinung kommt man(n) nur in Teufels Küche.

Wenn er jemals eine Meinung brauchte, dann tat es stets auch eine von der Stange. So eine fertige. Idealer Weise schon gründlich ausformuliert und von mehrheitlicher Akzeptanz. Weder in der Schule, noch in Ausbildung oder Studium hatte er je eine gebraucht. Und schon gar nicht in seinem Job.

Das Schlimmste was dem naiven Träger einer eigenen Meinung passieren kann, ist, eine richtige zu haben. Wenn der Chef dazu eine falsche hat, dann nimmt das Desaster seinen Lauf. Es ist nämlich allemal förderlicher mit dem Chef dessen falsche – als eine eigene richtige gegen ihn zu vertreten. Genau so ist das.

Dass Beziehungen auch Opfer fordern, das ist ihm wohl klar. Aber doch nicht seine geliebte Meinungfreiheit.
Der Nebenmensch ist für gewöhlich beglückt und geschmeichelt, wenn man ihm Gesinnungsapplaus spendet. Ohne eine eigene Meinung fällt das nur halb so schwer. Seine bisherigen Weibchen haben ihn ausnahmslos als das geschmeidige und wohlgefällige Beziehungs-Opportunisten-Männchen akzeptiert, das er nun mal ist.

Doch nun ist Schluss mit meinungsfrei.
Seine Neue ist da nämlich ganz anders. Was er jetzt braucht – und zwar schnell – das ist eine Meinung. Eine richtige eigene.
Die Situation ist derart prekär, dass ihm wohl nur ein einziger Versuch bleibt. Und das ist ziemlich wenig, wenn Mann die beziehungsklimatischen Konzequenzen einer falschen Meinungsäußerung fürchtet.
Elegant selbstsicher und atemberaubend sexy highheelt sie aus der Umkleidekabine und baut sich charmant bedrohlich vor ihm auf. Ihre Mimik lässt nicht den geringsten Rückschluss darauf zu, welche Meinung jetzt die richtige wäre. Und sie verliert keinen Augenblick Selbstgemeintes von ihm einzufordern. Mit einem Lächeln, das ihm seine das Blut in den Adern gefrieren lässt:

"Na, mein Lieber, wie findest du das Kleid?"

 

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