Mein Auto verschmutzt die Umwelt optimal. Das weiß ich aber erst, seit ich beim Klebespielchen mitgemacht habe. Bei diesem Spielchen durften alle Erwachsenen mitmachen, die ein eigenes Auto haben. Na ja – fast alle.

Grüne, gelbe und rote Kleberchen gab es da.
Wer ein Auto sein eigen nennt, das die Umwelt so gut verschmutzt, wie sich das die Menschen wünschen, die in unserer Gesellschaft die maximale Umweltverschmutzungs-Kompetenz innehaben, der durfte sich ein grünes Kleberchen auf die Windschutzscheibe pappen. Und ich hab so ein grünes abbekommen.
Nun hätte ich wirklich Grund zur Freude. Wenn da nicht mein Autohändler und mein Nachbar wären – und meine Angewohnheit über solche Spielchen nachzudenken.

Mein Autohändler, der würde mir so gerne ein neues Auto verkaufen. Immerhin ist unseres schon über zehn Jahre alt.
Eine Umweltschutzprämie würde ich bekommen. Und noch einen Umweltrabatt dazu. Aber als ich gefragt habe, was ich für ein Kleberchen bekomme, auf das neue Umwelt-Rabatt-Schutz-Prämien-Auto, da dachte ich, ich hör nicht recht. Nur das gleiche grüne, das ich jetzt auch schon habe. Also bitte – verkackeiern kann ich mich ja selber.

Und dann ist da noch mein Nachbar. Der hat das umweltfreundlichste Auto, das ich kenne (und ich kenne echt viele Menschen mit Auto). Das Auto ist mindestens 30 Jahre alt – so lange hat er das Vehikel wohl schon. Die meisten behalten heute nicht einmal ihren Lebenspartner so lange. Es ist ein richtiges Liebhab-Auto. Und es verbraucht so wenig Sprit, dass er nur zweimal im Jahr damit an die Tankstelle fahren muss. Mehr nicht. Umweltschutz-wenigverschmutz-Oberklasse ist das.
Natürlich liegt es auch daran, dass mein Nachbar und seine Frau viel mit dem Fahrrad fahren – und nur ganz wenig mit dem Auto. Ich bin richtig enttäuscht, dass er kein Kleberchen abbekommen hat. Beim Klebespielchen. Nicht einmal ein ganz kleines durfte er draufkleben.

Ich glaube ja, dass diese Kleberchen dem Aufkleberdraufkleber nur ein gutes Gefühl machen sollen. Beim Fahren. Also beim Umweltverschmutzen. Weil man sich sozusagen gut sichtbar klebend bestätigt, dass man ein besonders verträglicher Umweltverschmutzer ist. Ein Nur-ein-bisschen-Verschmutzer halt.

Inzwischen hab ich viel nachgedacht. Über das Klebespiel. Über die Spielregeln. Über die farbigen Kleberchen. Über das Fahrradfahren ..  und was soll ich sagen. Auch wenn das für die Klebespieler frustrierend sein mag. Aber man kann die Umwelt gar nicht optimal verschmutzen. Nicht einmal beim Autofahren mit grünem Kleberchen geht das.

Jetzt hab ich an dem grünen Gutfühlklebeding auf der Windschutzscheibe gar keine richtige Freude mehr.

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