Die Langeweile liegt nicht in der menschlichen Natur. Deshalb bedarf es einer ordentlichen Vorbereitung, wenn man als Mensch eine richtig gute Langeweile haben möchte.

Zunächst empfiehlt es sich, über einen großen Zeitraum geistige Aktivitäten zu vermeiden, um initiative Hirntätigkeiten sukzessive zu minimieren. Es gilt insbesondere den Kontakt mit Bedenk- und Lesbarem zu verhindern. Die Unterhaltungsindustrie bietet hierfür Geeignetes in Form von multifunktionalen Telekommunikationsgeräten, Spiele-Konsolen und TV-Programmen.

Sozialkontakte sind ebenfalls suboptimal. Um diese weitgehend zu unterbinden, werden dem künftigen Langeweiler portable Musikbeschallungsgeräte angeboten. Mit Stöpseln in den Ohren und einem der Welt entrückten Blick signalisiert er seinen Mitmenschen, dass er nicht gesprächsbereit und bestens unterhalten ist.

Wer diese Verhaltensmuster diszipliniert einhält, dem können auch massive Störfaktoren wie Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf nichts anhaben. Sobald die optimale Berieselungssättigung erreicht ist. Die Zufuhr an verblödworteten und bildreichen Belämmerungsreizen kurzfristig stark reduziert oder gar unterbrochen wird. Und noch ein klitzekleiner Rest geistiger Aktivität vorhanden ist. Gerade ausreichend, um den ungewohnten Zustand unangenehmer Leere wahrzunehmen. Erst dann klappt es. Mit der tief empfundenen Langeweile.

Dann ist der Zeitpunkt gekommen, um den emotionalen Hauptsatz, diesen gigantischen Zivilisationsseufzer unserer multimedialen Unterhaltungs-Hochkultur inbrünstig zu absorbieren – ihn mitleidheischend in die Welt zu seufzen: "Mir ist ja total langweilig."

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