Zeigemehrheiten sind anmaßend, lästig und irgendwie ein bisschen ungehörig. Zur Bildung einer Zeigemehrheit braucht es nicht viel. Man stelle sich neben einen potentiellen Mitzeiger und weise ihn zum Beispiel darauf hin, dass der Typ da drüben ganz schlechte Arbeit leistet.

Zeigemehrheit entsteht dann, wenn der Angesprochene ebenfalls sein verbales Zeigefingerchen erhebt und damit Gesinnungsapplaus spendet. Nun fehlt nur noch ein Dritter oder gar ein Vierter – und schon haben wir eine komfortable Mehrheit. Eine Zeigemehrheit.

Zeigemehrheiten kann man aber nicht nur bilden, man kann sie auch wieder auflösen.
Dazu gesellt man sich unter die Rotte der Selbstgerechten und bewortet sie mit denkwürdigen Sätzen. Zuerst ein paar Worte, um sich Gehör zu verschaffen. Danach dann eine finale Denkaufgabe, die alle Mitglieder der Zeigemehrheit mit einbezieht. Wenn es klappt, dann löst sich die Zeigemehrheit auf oder firmiert zu einer denkenden Schweigemehrheit.

In obigem Beispiel, beim Herausdeuten des Schlechtesten, ginge das so: "Also ich finde echt gut, dass es den Typen da drüben gibt. Und natürlich auch, dass er seine Arbeit so schlecht erledigt. Das ist geradezu beruhigend."
Eine solche Einleitung garantiert die Aufmerksamkeit der aktiven Draufzeiger. Selbst wenn keiner von ihnen die Frage stellt, weshalb man einen solch hanebüchenen Quatsch verzapft, so sind sie doch ganz Ohr. Und mächtig gespannt auf eine Erklärung, wie man über den Bezeigten nur etwas so scheinbar Positives äußern kann.

"Es ist nämlich so. Wenn es den Typen da drüben nicht gäbe, dann wäre der nächstschlechte der Trottel, auf den alle zeigen. Und das wäre dann doch wohl einer von uns."
Was es bedeutet, wenn alle anderen auf dich zeigen, das können selbst die Mitglieder einer Zeigemehrheit mehrheitlich verstehen.

 

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